Ernst Denoth - Seine Anekdoten als Ratsmitglied von PI

Per Ende 2020 hat unser verdientes Mitglied, Ernst Denoth, nach 4 Jahren Mitarbeit seine Tätigkeit im Internationalen Rat von PI aufgegeben. An dieser Stelle danken wir Ernst für seinen Einsatz und seinen Verdienst zu Gunsten der Panathlonbewegung. Du hast die Panathlonwerte auch in weniger guten Zeiten immer hochgehalten. Mit seinem Bericht gibt er uns einen auch erheiternden und lustigen Einblick in die bunte Gesellschaft von PI. Viel Vergnügen beim Lesen seiner ganz persönlichen Zeilen:


Lustig zu und her ging's z.B. in der Bar des Hotels in Innsbruck. Vor einem Jahr wurde ich als Vertreter vom Internationalen Rat an die GV des Distrikts Österreich vom 10. März 2020 delegiert. Ich erkundigte mich im Voraus beim PC Innsbruck, ob es wegen Corona opportun sei, zu ihnen zu kommen. "Du kannst mit gutem Gewissen kommen, lieber Ernst", sagte Winfried Sponring am Telefon, "miar hoben nix, ausser ein paar Fälle in Wien, also weit weg". Also ab nach Innsbruck. Nach der speditiven GV gingen wir in die Hotelbar zum Schlummertrunk. Dort herrschte reger Betrieb, man hörte viele fremde Sprachen. Nach Mitternacht gingen wir ins Bett. Die Ernüchterung kam zwei Tage später, als es hiess, dass Ischgl ein Hotspot von Corona sei, und die weggewiesenen internationalen Gäste in Innsbruck und Umgebung eine Bleibe für die Nacht vor der Abreise in die Heimat gesucht hätten. Darum also dieser rege Betrieb in der Bar in Innsbruck? Zum Glück hat sich niemand von uns Panathleten dort angesteckt.

Was gibt es sonst noch Lustiges und Erheiterndes oder eher Penibles? Da hatten wir ein italienisches Ratsmitglied, das ständig opponierte, alles besser wusste, immer im Recht war und oft gegen den Rat aus dem Hinterhalt schoss und aus der Schule plauderte. Es war sehr mühsam. Vier Monate vor Ablauf seines Mandats trat genanntes Ratsmitglied letztes Jahr zurück. Im Nachhinein erfuhren wir, dass er beleidigt gewesen sei, dass ihn niemand zum Verbleiben im Rat gebeten hatte.

Oder da war die Comissione Garanzia Statutaria (CGS), die in brenzligen Fällen vermitteln muss, so z.B. in einer Kontroverse im italienischen Distrikt, wo der Präsident zurücktrat und deshalb Neuwahlen angesagt werden mussten. Die Meinung des Internationalen Rats und die der CGS ging über das Vorgehen der Neuwahlen auseinander. Der Rat akzeptierte den Vorschlag der CGS nicht. Die Reaktion der CGS: Sie trat in Globo zurück, mit der Begründung, wenn sie nichts zu sagen habe, habe sie auch keine Funktion. Basta.

Über solches Verhalten konnte man nur den Kopf schütteln. Änderungen im PI verlaufen harzig. Unser Präsident Pierre Zappelli hatte sich vorgenommen, einiges in den starren Strukturen von Panathlon International zu ändern. Die Gründung einer Aussenstelle in der olympischen Stadt Lausanne und der Ausbau der Aussenstelle in Brüssel, um mehr Einfluss auf internationaler Ebene zu erreichen, sollen helfen, unsere Ideale zu verbreiten. Erfolgreich arbeitet auch das Sekretariat in Rapallo. Die ehemalige Sekretärin Simona Callo, die zur Generalsekretärin gewählt wurde, leistet mit ihrer Crew wertvolle Arbeit. Weniger Erfolg hatte eine Revision der internationalen Statuten. Vorgesehen war u.a. den Status des Past-Präsidenten zu ändern. Er sollte nicht mehr vollwertiges Mitglied vom Internationalen Rat bleiben, sondern durch zwei Vize-Präsidenten ersetzt werden. Grund für diese Aenderung: Wenn Präsident XY zwei Amtsperioden, also 8 Jahre im Amt bleibt, und sein Nachfolger ebenfalls, dann verbleibt XY insgesamt 16 Jahre im neunköpfigen Rat. Ist das sinnvoll? Die Mehrheit im Rat fand nein. Die Generalversammlung wollte diese Aenderung aus verschiedenen Gründen aber nicht. Also bleibt es, wie es war...

Es gab aber auch überaus schöne Momente. Zweimal jährlich trifft sich der Internationale Rat meisten in Rapallo, aber hie und da auch auf Einladung anderer Clubs, so z.B, wie im Dezember 2018, in Cesenatico. Unser Gastgeber: Der Past-Präsident des PC Cesenatico und Besitzer des Grand Hotel Da Vinci, einem Luxushotel erster Güte. Ich brauchte eine ganze Weile bis ich mich vor lauter Spiegel in meiner Suite zurecht fand. Nach den Sitzungen von Freitag und Samstag stand der "Pranzo di Natale" auf dem Programm. Der Padrone hatte nicht nur den Internationalen Rat, sondern auch die Clubmitglieder samt Familien zu diesem speziellen Anlass eingeladen, alles in allem etwa 200 in Gala erscheinende Gäste. Mit überquellendem Buffet wurde der Apéro richissimo im riesigen Foyer um 12 Uhr eröffnet. Um 14 Uhr wurde der erste von 7 Gängen im pompösen Saal serviert. Zwischen den Gängen gab es Festreden und musikalische Darbietungen. Um 18 Uhr gingen die Festivitäten mit Dolce e Caffè zu Ende. Solche spendablen Gastgeber hat PI nicht jeden Tag.

Gerne erinnere ich mich auch an den im Herbst 2017 stattfindenden Panamerikanischen Kongress in Recife (Brasilien), der dem Thema Die Frau und der Sport gewidmet war. Eindrücklich war das Referat einer jungen Olympiasiegerin, die nur dank der Unterstützung ihres Clans und des PC Recife von Erfolg zu Erfolg lief und es bis zu Olympiagold brachte. Mir wurde klar, wie wichtig das Engagement der Panathlon Clubs in Lateinamerika ist, wo die finanziellen Mittel spärlicher fliessen als bei uns. Ein zweitägiger Ausflug nach Porto Gallinha, einem Tourismusmagnet der Superlative in grandioser Natur, gab uns einen Einblick in eine für uns Europäer exotisch anmutende Welt. Unsere Amigos Panathleticos Latinos genossen ihre Gastgeberrolle auch in gastronomischer Hinsicht.
 

Als ich im 2016 für 4 Jahre in Antwerpen in den Internationalen Rat gewählt wurde, machte man mich zum Verantwortlichen für die Belange der deutschsprachigen Clubs und für die Vergabe des Kommunikationspreises. Mein Vorgänger René Hefti hatte sich für die Übersetzung der Infos in deutscher Sprache stark gemacht. Ich führte seine Bemühungen weiter. Heute werden Newsletter und andere Infos in deutscher Sprache an alle Mitglieder per Internet versandt, die Revue per Post zugestellt.

Der Kommunikationspreis wurde umstrukturiert und hat neue Statuten erhalten. Den Preis für Radio/TV konnte ich im Oktober 2020 in Osimo bei Ancona dem PC Wallonie Bruxelles übergeben, der Preis für Socialmedia ging an den PC Como und der Preis für gute Pressearbeit konnte Past-Präsident Huber des PC Solothurn in Empfang nehmen. Insgesamt verbrachte ich 21 Jahre in den Vorständen unseres Clubs, unseres Distrikts CH/FL und des PI. Wenn mich jemand fragen würde, was diese Tätigkeit für mich bedeutet, würde ich sagen: Es war eine Tätigkeit mit viel Sonnenschein, mit vorüberziehenden Wolkenfeldern und hie und da auch mit Gewittern. Geblieben sind die vielen guten Kameradschaften und die schönen Begegnungen, die ohne den Panathlon nicht entstanden wären. Und ich bin stolz, einem Club anzugehören, der stets aktiv und voller Tatendrang war und ist.

Ernst Denoth im März 2021
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